Keynote Speaker – die Schlüsselkinder der Rednerbranche?
Liebe Leserinnen und Leser,
diese zugegebenermaßen polarisierende – und auch ein wenig freche – Überschrift zum heutigen Blog-Thema möchte Sie umgehend mit den Haupterkennungsmerkmalen einer professionell vorgetragenen Keynote vertraut machen: Die rhetorische Kraft der Formulierung, ein aufmerksamkeitsstarker Titel und die passende Dosierung der vermittelten Botschaft.
Bevor wir uns aber ein wenig mehr mit den Eigenschaften dieser sehr speziellen Vortragsform beschäftigen, darf ich noch einen Blick auf die aktuelle Inflation der Begriffe "Keynote, Keynote Speaker, Keynote Speakerin" werfen.
Geben Sie "Keynote" als Keyword in Ihre Suchmaschine ein, ploppen je nach Tagesform um die 81 Millionen Treffer auf. Filtern wir die Ergebnisse heraus, die sich auf die gleichnamige Präsentations-Software von Apple beziehen, bleiben immer noch unglaublich viele Seiten von Keynote Speakern und Keynote Speakerinnen (verzeihen Sie mir diese Verdenglischung, die sich aber in der gesamten Branche innerhalb kürzester Zeit etabliert hat) übrig. Über die Qualität der jeweiligen Darbietung sagt diese nicht geschützte Titulierung aber nichts aus.
Die von einigen wenigen Spitzenleuten erzielten Honorare und der damit verbundene Ruhm locken immer mehr Frauen und Männer auf die Bühne, die oftmals eher durchwachsenen Plenarvorträge (die deutsche, erwartungsgemäß ziemlich sperrige Bezeichnung einer Keynote) werden über kurz oder lang – leider – dafür sorgen, dass sich der Hype wieder legt und sich auch die zahlreichen sehr guten und hervorragend qualifizierten Speakerinnen und Speaker in Deutschland mit der sinkenden Nachfrage auseinandersetzen müssen. Dabei kann eine bewegende und mitreißende Keynote eine schon sehr gute Veranstaltung zu einem wirklich unvergesslichen Event machen …
Die Keynote – der Türöffner für die Herzen der Besucher
Tatsächlich kann immer nur ein Mann oder eine Frau die Keynote für eine Veranstaltung halten – auch wenn sich bei zahlreichen Messen, Kongressen und anderen Events die Keynote Speaker und Speakerinnen über Stunden die Klinke (das Mikro) in die Hand zu geben scheinen. Die Keynote hat nämlich (eigentlich) eine ganz klare Aufgabe: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor Beginn der fachlich tiefergehenden Vorträge oder Diskussionen unter Berücksichtigung der persönlichen Erfahrung und dem Know-how des Vortragenden – idealerweise auf einer Meta-Ebene und gerne mit ein wenig Humor – auf den Leitgedanken der Veranstaltung (Industrie 4.0, Digitale Transformation, etc.) einzustimmen. Wenn sich aber 10 Menschen hintereinander zu dem Hauptthema auslassen, kann man dann auch bald schon wieder entnervt das Event verlassen …
Vielleicht mag meine klassische Schauspielausbildung und meine Tätigkeit als AuftrittsCoach und Bühnentrainerin meinen Blick auf die Thematik ungnädig streng erscheinen lassen – der Form halber und zu meiner "Entlastung" füge ich nachfolgend die Wikipedia-Formulierung hinzu:
„(...) Eine Keynote [engl. für Grundgedanke; auch keynote adress, keynote speech] bezeichnet einen herausragend präsentierten Vortrag eines prominenten Redners. Häufig handelt es sich dabei um die Eröffnungsrede einer Tagung. Die Keynote nimmt die wichtigsten Themen der Tagung oder Messe vorweg. Sofern die Tagung medienwirksam Markantes bietet, wird diese in der Keynote eingeführt und vorgestellt (....)“
Nimmt man sich dann auch noch zu Herzen, dass sich mit jeder zusätzlichen Keynote die Lebenszeit der Zuhörerinnen, der Zuhörer – und natürlich auch der Vortragenden – unwiderruflich reduziert, wird einem schnell die enorme Verantwortung bewusst, die ein Keynote Speaker, eine Keynote Speakerin trägt. In einer der nächsten Ausgaben werde ich auf weitere Vortragsarten wie Rede, Referat oder Fachvortrag eingehen – haben Sie ein individuelles Wunschthema aus diesem Spektrum? Dann lassen Sie es mich gerne wissen! In diesem Zusammenhang darf ich Sie natürlich auch wieder auf mein Buch "Reden? Sicher. Wirken!" hinweisen, das alle dazugehörigen Punkte umfassend erläutert.
Herzlichst, Ihre Esther Schweizer